Gebetsraum im Stadion? Wo sind wir hier eigentlich?

Erstaunliches ist aus dem Hochbaudepartement der Stadt Zürich zu vernehmen: Es schlägt vor, im geplanten Hardturmstadion mit Staatsgeldern eine Kirche zu errichten. Hochbausekretär Urs Spinner erfrecht sich in seiner Stellungnahme auch noch, Konfessionslose zum Beten aufzurufen.

Solche Grenzüberschreitungen erwartet man von einer Theokratie, nicht aber von einer Stadt, in der die Hälfte der Einwohner nach amtlichen Angaben keiner Konfession angehört und nicht in einem Staat, in dem zwei Drittel der Bevölkerung zu Religion auf Distanz gehen (Stolz et al, 2011).

Religionsfreier Chill-out-Raum statt Missionstempel

Die Freidenker fordern das Hochbaudepartement auf, von dieser absurden Idee augenblicklich Abstand zu nehmen. Eine öffentliche Finanzierung eines Sakralbaus ist mit dem Gebot der religiösen Neutralität des Staates nicht in Einklang zu bringen. Ausserdem gibt es wohl kaum profanere Bauten als Sportstadien. Diese sollen ausdrücklich nicht Orte der religiösen Missionierung sein. Wenn es für die Nutzung sinnvoll erscheint, soll das Stadion mit einem wirklich für alle gedachten Chill-out-Raum ergänzt werden. Ein solcher sollte aber keinesfalls Wirkraum von Religionsvertretern sein, nicht zuletzt weil – wie uns die Geschichte und Gegenwart immer wieder lehren – das Schlichten von Konflikten definitiv nicht zur Kernkompetenz von Religionsgemeinschaften gehört.