Paul Kurtz (1925 – 2012)

Der amerikanische Skeptiker Paul Kurtz, Gründer der heutigen Secular-Humanist-Bewegung und Philosoph, ist am 20. Oktober im Alter von 86 Jahren verstorben. Paul Kurtz war Ehrenmitglied der Rationalist International sowie der britischen Rationalist Association (der ehemaligen RPA). 1999 wurde er mit dem Internationalen Humanistenpreis der IHEU ausgezeichnet. Im Jahre 2000 erhielt er den Internationalen Rationalistenpreis der Rationalist International.

Paul Kurtz ist Autor von 50 Büchern und fast 800 Artikeln. Einige seiner Schriften wurden in mehr als 60 Sprachen übersetzt, darunter The Transcendental Temptation, Forbidden Fruit: The Ethics of Secularism, The Courage to Become und Multi-Secularism: A New Agenda. Seine veröffentlichte Bibliographie von Schriften aus den Jahren 1952 bis 2003 umfaßt 79 Seiten.

Paul Kurtz leistete einen entscheidenden Beitrag zur Säkularisierung des Humanismus. Bevor er den Begriff des “secular humanism" einführte, der durch fundamentalistische Christen in den 1980ern große Publizität erlangte, wurde der Humanismus allgemein als eine Art Religion betrachtet – oder besser: als eine Pseudo-Religion, denn er schloß ja das Übernatürliche nicht ein. Dies macht der erste Artikel des ursprünglichen Humanist Manifesto deutlich, der Bezug nimmt auf "Religious Humanists", oder auch Charles und Clara Potters einflußreiches Buch aus dem Jahre 1930, Humanism: A New Religion. Paul Kurtz gründete 1969 den Verlag Prometheus Books. Er war auch Gründer und langjähriger Vorsitzender des Committee for Skeptical Inquiry (früher Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP) genannt), des Council for Secular Humanism sowie des Center for Inquiry. Am 18. Mai 2010 legte Paul Kurtz all dann diese Ämter nieder. Paul Kurtz war auch Chefredakteur der Zeitschrift Free Inquiry, die vom Council for Secular Humanism herausgegeben wird. Er war Co-Präsident der International Humanist and Ethical Union (IHEU), Fellow der American Association for the Advancement of Science, Humanist Laureate, Ehrenmitglied der Rationalist International und der britischen Rationalist Association und Präsident der internationalen Academy of Humanism. Als Mitglied der American Humanist Association trug Paul Kurtz wesentlich zur Verfassung des Humanist Manifesto bei. Zwischen 1967 und 1968 war er auch Redakteur der Zeitschrift The Humanist. Der Asteroid 6629 erhielt ihm zu Ehren den Namen Kurtz. Paul Kurtz nutzte die öffentliche Aufmerksamkeit, die fundamentalistische Prediger auf das Council for Secular Humanism lenkten, um die Mitgliederzahlen zu erhöhen und um alle religiösen Tendenzen, wie sie die frühere Humanistenbewegung aufwies, über Bord zu werfen. Heute hat das 1991 von Paul Kurtz gegündete Center for Inquiry weltweit um die 40 Ableger und Gemeinschaften, z. B. in Los Angeles, Washington, New York City, London, Amsterdam, Warschau, Moskau, Peking, Hyderabad, Toronto, Dakar, Buenos Aires and Kathmandu. Nach seinem Ruecktritt als Präsident des Center for Inquiry gründete Paul Kurtz noch eine weitere unabhängige und eigenständige Organisation: das Institute for Science and Human Values. Paul Kurtz lehrte lange Jahre als Professor für Philosophie an der State University von New York in Buffalo. Zuvor unterrichtete er am Vassar College, am Trinity College, am Union College sowie an der New School for Social Research. In Newark, New Jersey, als Sohn von Sara Lasser und Martin Kurtz geboren, machte Paul Kurtz seinen Bachelor-Abschluß an der Universität von New York und seinen Magisterabschluß an der Columbia Universtät, wo er auch seinen Doktortitel der Philosophie erwarb. In seiner Jugend war er politisch links orientiert, aber sein Dienst in der US-Armee während des zweiten Weltkrieges führte ihm, wie er sagte, die Gefahren von Ideologie vor Augen. Er sah die Konzentrationslager von Buchenwald und Dachau nach deren Befreiung und war enttäuscht vom Kommunismus, als er russische Arbeitssklaven sah, die gewaltsam nach Nazideutschland gebracht worden waren, sich aber bei Kriegsende weigerten, zurück in die Sowjetunion zu gehen.

Sanal Edamaruku (Präsident der Rationalist International und der Indian Rationalist Association) und Pekka Elo (Präsident der Finnischen Humanisten Union und Ehrenmitglied der Rationalist International) drückten in einer gemeinsamen Erklärung in Helsinki ihr tiefes Bedauern und ihr Beileid zum Tode von Paul Kurtz aus.

“In Praise of Rationalism” – Eröffnungsansprache von Paul Kurtz zur zweiten Internationalen Rationalisten-Konferenz in Thiruvananthapuram, Kerala, Indien am 17. Januar 2000.

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