Der erste Atheist der Neuzeit - Hörspiel auf SRF

"Zum ersten Mal hatte man Kenntnis von einer Person in Fleisch und Blut, die behauptete – erstens: Es gibt keinen Gott. Zweitens: Wir brauchen auch keinen Gott, weil moralische Orientierung ohne die Idee eines göttlichen Gesetzgebers möglich ist. "

Im Jahre 1674 entdeckte der Hofprediger der Stadt Jena ein von Hand geschriebenes Flugblatt in seiner Kutsche, das ihn zutiefst empörte. Darin behauptete jemand, es gebe keinen Gott, die Unsterblichkeit der Seele sei ein Hirngespinst, die Bibel ein widersprüchliches Machwerk, und er verachte die Kirche und ihre Autoritäten. Gleichzeitig erhielt der Redakteur einer Zeitschrift die Warnung, 700 Bürger und Studenten Jenas würden dieser atheistischen Lehre anhängen und hätten sich verschworen. Die Obrigkeit reagierte prompt mit einer Richtigstellung. Und sie publizierte die insgesamt drei Flugschriften, die gefunden worden waren - ausdrücklich zur Abschreckung. Verfasst hatte sie der 1646 in Nordfriesland geborene evangelische Theologe Matthias Knutzen - der erste namhaft bekannte Atheist der Neuzeit.

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