Walliser Bote bietet Plattform für politische Einflussnahme der Kirche
Im Walliser Boten werden regelmässig unter der Rubrik "Kirche und Welt" die Positionen der Kirche zu aktuellen Tagesthemen publiziert. In Ermangelung einer solchen medialen Plattform können wir der Stimme der Konfessionsfreien lediglich in Form von kleinen Leserbriefen Ausdruck verleihen. Dennoch wollen wir es nicht unterlassen, die Aussagen der Kirche zu qualifizieren und im Verhältnis zu einer weltoffenen Wertehaltung zu setzen.
Am 8. Februar nahm sich die klerikale Autorenschaft dem Thema "Trennung von Staat und Kirche" an. Der gesamte Artikel wurde auch auf kath.ch veröffentlicht.
Wir stellen insgesamt eine starke Zunahme von politischen Beeinflussungsversuchen seitens der Kirche fest. Wir gehen davon aus, dass unsere Forderung nach Gemeinde-Autonomie in Bezug auf die Defizitgarantie für die Pfarreien als auch unser Vorschlag für die Präambel der neuen Verfassung "Im Namen des Volkes (...) auf der Grundlage unserer gemeinsamen Werte" offenbar als bedrohlich wahrgenommen wird. Zweifelsohne ist der Kirche daran gelegen, ihren Berufsstand mit allen Mitteln zu schützen. Sie macht auch vor offensichtlichen Einschüchterungsversuchen und Falschbehauptungen nicht Halt. Wir haben aktuell 3 Leserbriefe bei der Redaktion des Walliser Boten eingereicht und hoffen, dass unsere Richtigstellungen publizieren werden:
Freidenker Replik auf "Im Namen Gottes des Allmächtigen"
(Näheres dazu siehe: https://frei-denken.ch/news/2019-01-22/namen-gottes-des-allmaechtigen-freidenker-replik)
Die Freidenker möchten festhalten dass ein wachsender Anteil in der Bevölkerung nicht davon überzeugt ist, dass "alles an Gottes Segen gelegen" ist. Wir verweisen hier auf die kürzlich erschienene Studie welche auch einen Wandel in unserem Kanton abbildet.
Wir denken ebenfalls, dass ein wettkampfartiges Auflisten der Verbrechen in der Vergangenheit einem sinnstiftenden Dialog im Weg steht. Jedoch sehen wir es - als unfreiwillige Mitfinanciers der Kirche - als unsere humanistische Pflicht, an die Kirche zu appellieren damit sie ihre internen Mechanismen zur systematischen Vertuschung von kriminell handelnden Geistlichen sucht und ändert damit unser Geld nicht dazu missbraucht wird um Täter zu schützen.
Dass weltanschauliche Gleichberechtigung von der Kirche als Tyrannei einer "falschdenkenden" Minderheit bezeichnet wird, sehen wir mit grosser Besorgnis, denn auf diese Weise werden Minoritäten kategorisch mundtot gemacht.
Addendum vom 26.2.2019: Dieser Leserbrief wurde mittlerweile publiziert.
Falsche Behauptungen der Kirche
Das Anliegen der Trennung von Kirche und Staat wurde mitnichten aufgegeben und die Initiativkomitee wehrt sich entschieden dagegen, solche Behauptungen über sich in Umlauf bringen zu lassen. Weil eine solche Initiative ein teurer und aufwändiger Prozess ist, kann es sich ein ehrenamtlich geführter Verein nicht leisten, jedes Jahr aufs Neue eine solche Initiative zu starten. Genau so wie das Frauenstimmrecht mehrere Anläufe und damit einhergehende öffentliche Debatten benötigte, wird auch eine Trennung von Kirche und Staat ihrer Zeit bedürfen.
Verschiedene Kantone der Schweiz kennen eine komplette Trennung von Kirche und Staat, so Genf und Neuenburg. Dass es in diesen Kantonen möglich ist, die Kirche ohne Stolgebühren sondern solidarisch durch die Mitglieder zu finanzieren, unterschlägt die Kirche grosszügig und missbraucht die Ärmsten der Gesellschaft als Schutzschild.
Klerikale Bevormundung der Politik
Die Kirche verlangt von den Frauen und Männern, die in den Verfassungsrat gewählt wurden, sich auf christliche Wurzeln zu besinnen um den Schutz der Kirchenprivilegien unter Missachtung grundlegender Erkenntnisse zu sichern und behauptet im gleichen Atemzug, dass sie keine politische Bevormundung betreibe.
Statt dessen hetzt die Kirche gegen Andersdenkende und nutzt ihre mediale Machtposition aus um ihren Berufsstand zu schützen statt an den Frieden künftiger Generationen zu denken. Sie spielt sich als Lohnempfänger eines Sozialstaates zum Wohltäter auf, will Lehrmittel zensieren, ergreift Partei gegen Verhütungsmittel, verurteilt bzw. bemitleidet bestimmte sexuelle Ausrichtungen und nimmt gemäss unserer Kenntnis in keinster Weise an Projekten teil, welche nicht ihrem Kerngeschäft unterliegen, wie etwa dem Umweltschutz.
Addendum vom 12.2.2019: Dieser Leserbrief wurde mittlerweile publiziert