Sex, Priester und geheime Regeln

"Es kann mit vernünftiger Sicherheit festgestellt werden, dass unter katholischen Priestern ein höherer Anteil Minderjährige missbraucht als unter Gruppen von Männern mit vergleichbarem Alter, Bildung und Beruf (Einkommen). Viele Gründe können für diese besondere Abweichung in einer Gruppe von Männern verantwortlich sein, die öffentlich als sexuell sicher dargestellt werden – die klerikale Kultur ist ein Hafen für unterentwickelte und psychosexuell fehl entwickelte Männer: a) Die klerikale Kultur verlangt völlige lebenslange sexuelle Abstinenz und Gehorsam von jedem zum Priester geweihten Mann; b) der Zölibat wird als Mittel zur institutionellen Kontrolle aufrecht erhalten; c) das Priesteramt schließt Frauen aus und etabliert so eine homosoziale Gesellschaft; d) wirksames Training zum Zölibat ist in Priesterseminaren und religiösen Häusern ungenügend oder gar nicht vorhanden; e) der Zölibat wird nicht von Oberen – Bischöfen, Rektoren, Beichtvätern etc. – entsprechend vorgelebt, was eine Dissonanz zwischen Doktrin und Praxis erzeugt, was wiederum eine Entwicklung soziopathischer Atmosphäre begünstigt; f) die klerikale Kultur bewirbt, erzieht, fördert und beschützt psychosexuell unreife Männer."

Ganzes Interview mit Richard Sipe, einem weltweit anerkannten Experten im Bereich des Kindsmissbrauchs durch katholische Geistliche. Mit zwei Kollegen (Doyle und Wall) veröffentlichte er 2006 eine Zusammenstellung der Geschichte priesterlichen Missbrauchs unter dem Titel Sex, Priester und geheime Regeln: Die Papierspur sexuellen Missbrauchs der katholischen Kirche in 2000 Jahren (Originaltitel: Sex, Priests and Secret Codes: The Catholic Church’s 2000 Year Paper Trail of Sexual Abuse).

http://www.aha.lu/index.php?option=com_content&view=article&id=128

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