Wo der Islam sich ausbreitet

spiegel.de Von 1990 bis 2010 wuchs die Zahl der Muslime jährlich weltweit um durchschnittlich 2,2 Prozent. In den kommenden zwanzig Jahren wird diese Rate aller Voraussicht nach auf 1,5 Prozent sinken - mit dem Ergebnis, dass 2030 etwa 26,4 Prozent aller Menschen der Welt Muslime sind, heute sind es 23,4 Prozent. Damit werden Christen weiterhin die größte Religionsgruppe stellen: Die "New York Times" zitiert Untersuchungen, nach denen der Anteil der Christen an der Weltbevölkerung in zwanzig Jahren 30 bis 33 Prozent betragen wird.

Die Zahl der Staaten, in denen es eine große muslimische Gruppe gibt, steigt leicht an: 2030 werden in 79 Ländern mehr als eine Million Muslime leben, heute ist das in 72 Staaten weltweit der Fall. Bei der Verteilung der muslimischen Bevölkerung nach Regionen gibt es laut der Studie keine einschneidenden Veränderungen: Auch 2030 wird der größte Teil der islamischen Bevölkerung im asiatisch-pazifischen Raum leben (rund 60 Prozent), 20 Prozent im Mittleren Osten und in Nordafrika. Die Zahl der Muslime im subsaharischen Afrika wird indes leicht steigen. In Europa bleiben islamische Gläubige demnach weiter eine Minderheit - aber eine wachsende. Eine bedeutsame Veränderung im Ranking gibt es: In zwanzig Jahren wird Pakistan Indonesien als Staat mit der zahlenmäßig größten muslimischen Bevölkerung überholt haben, sagt die Studie voraus.

Die Wissenschaftler haben sich ausführlich mit der Bevölkerungentwicklung in Europa beschäftigt. Folgende Ergebnisse sind hier zentral:

  • Gibt es keine großen Veränderungen in der Einwanderungspolitik, dann werden 2030 etwa acht Prozent (insgesamt 58,2 Millionen) aller Europäer dem Islam angehören. Heute sind es sechs Prozent (44,1 Millionen). Die Wachstumsrate der muslimischen Bevölkerung schwächt sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren aber auch hier ab und nähert sich immer mehr der der Nicht-Muslime an. Heute bringen Musliminnen in Europa durchschnittlich 2,2 Kinder zur Welt (Nicht-Musliminnen 1,5 Kinder) und 2030 werden europäische Musliminnen 2 und Nicht-Musliminnen durchschnittlich 1,6 Kinder kriegen. Ein anderer Grund für das gebremste Bevölkerungswachstum ist die Altersstruktur in der muslimischen Bevölkerung Europas. 2010 noch waren in Europa 26 Prozent aller Muslime zwischen 15 und 29 Jahre alt, 2030 werden es 21 Prozent sein.
  • Auch in zwanzig Jahren werden die meisten europäischen Muslime im Osten Europas leben, auf dem ehemaligen Balkan und in Russland, das auch 2030 das europäische Land mit der absolut größten muslimischen Bevölkerung bleiben wird. Die größten Zuwächse erwarten die US-Forscher für west- und nordeuropäische Länder
  • In einzelnen nord- und westeuropäischen Ländern wird die Entwicklung signifikant sein: In Westeuropa - dazu zählen die Forscher Frankreich, Deutschland und die Niederlande - wird demnach der Anteil der muslimischen Bevölkerung von 11,3 auf 16,4 Millionen anwachsen - der prozentuale Anteil von 6 auf 8,6 Prozent. Aufgeteilt nach Ländern stellen die Wissenschaftler folgende Zahlen dar: In Frankreich werden 2030 6,9 Millionen Muslime leben, im Vergleich zu 4,7 Millionen im Jahr 2010. Die deutsche muslimische Bevölkerung steigt demnach von 4,1 auf 5,5 Millionen. Nach absoluten Zahlen leben zwar in Italien, Schweden, Spanien, Belgien und Österreich verhältnismäßig wenig Muslime - aber ihr Anteil wird nach der Untersuchung in den nächsten Jahren besonders stark anwachsen.
  • Eine Beinahe-Verdopplung der muslimischen Bevölkerung sehen die Forscher für den Norden Europas - dazu wird Großbritannien gerechnet - voraus. Hier wird die Zahl der Muslime von 3,8 auf 7,5 Millionen steigen. Muslime machen im Jahr 2030 den Berechnungen zufolge 7 Prozent der Bevölkerung aus - im Vergleich zu 3,8 Prozent heute. In Großbritannien sollen dann 5,6 Millionen Muslime leben, heute sind es nur 2,9 Millionen. Schwedens muslimische Bevölkerung wird von 4,9 auf 9,9 Prozent anwachsen.
  • Die bedeutendste Veränderung in ganz Europa erwarten die Forscher für Irland, dort wird die islamische Bevölkerung um 188 Prozent anwachsen bis 2030, in Mazedonien indes werden 2030 über 40 Prozent Muslime sein, heute sind es bereits knapp 35 Prozent.

Ganzer Artikel:  http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,741905,00.html

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