"Solidaritätszwang für alle?"

20 Minuten Kirchensteuern seien Schnee von gestern – stattdessen sollen alle, auch Atheisten, zur Kasse gebeten werden. Dies fordert der Generalvikar des Bistums Chur.

Wer aus der Kirche austritt, bezahlt keine Kirchensteuern mehr. Was bisher wohl vielen Anreiz zu einem Kirchenaustritt gab, könnte sich bald ändern: Ginge es nach dem Willen von Martin Grichting, Generalvikar im Bistum Chur, müssten alle bezahlen – wenn auch wesentlich weniger als bisher. «Das Modell der Mandatssteuer gäbe jedem Bürger die Freiheit, zu bestimmen, wohin ein gewisser Teil der Steuern fliessen soll», bestätigt Grichting einen Bericht des «SonntagsBlicks». Gleichzeitig könne sich so aber auch niemand mehr der Solidarität entziehen: «Solidarität macht uns zu Menschen. Verantwortete Freiheit ist nichts für Egoisten, sondern an Pflichten gebunden. Innerhalb davon soll man aber wählen können», sagt Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur.

Grund für die progressiven Töne aus dem Bistum Chur sind laut Grichting die vielen Austritte: «Die Kirche hat heute nun mal nicht mehr staatsähnliche Dimensionen. Sie ist eine überdimensionierte Organisation im Vergleich zu dem, was in ihrem Inneren lebendig ist.» Die Mandatssteuer sei ein Kompromiss zwischen dem traditionellen System und einem reinen Spendensystem, so Grichting.

Gar nicht einverstanden ist Reta Caspar, Geschäftsführerin der Freidenker-Vereinigung Schweiz: «Da wird den Leuten Sand in die Augen gestreut: Es ist immer noch eine Zwangsabgabe, bei der gewisse Organisationen privilegiert werden.» Konfessionsfreie hätten immer noch keine wirkliche Wahl: «Der Staat bestimmt, wohin das Geld fliesst.»

http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Kommt-Solidaritaetszwang-fuer-alle--25474282

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