Christopher Hitchens: "Ich sterbe"

FAZ „Ich sterbe“ beginnt der 61-Jährige das Gespräch. „Wenn ich noch fünf Jahre habe, bin ich ein glücklicher Mann.“ Dabei klingt seine Stimme nüchtern und ruhig. In der ersten Folge seines Tagebuchs des Todes, nachzulesen in der Septemberausgabe von Vanity Fair, schreibt Hitchens, dass die berühmten fünf Stufen des Sterbens von Elisabeth Kübler-Ross auf ihn nicht zutreffen. Die erste Stufe des Leugnens habe er übersprungen, dazu sehe er seine Situation zu objektiv. Die zweite Stufe der Wut, jenes „Winseln, dass das doch alles nicht fair sei“, habe er auch ausgelassen. Stattdessen sei er gleich zur dritten Stufe gesprungen, dem Feilschen um ein wenig Zeit, wenn man etwa seinen Geschmacksinn, seine Haare oder Verdauung gegen ein paar Monate Leben eintauscht.

Hätte er gewusst, dass er bei diesem Kuhhandel auch seine Sexualität würde verpfänden müssen, hätte er sich das ganze vielleicht noch einmal überlegt, sagt Hitchens. „Im Krieg gegen Thanatos ist der sofortige Verlust des Eros das größte Opfer.“ Worte eines Macho-Intellektuellen, wie Hitchens ihn gibt, seit er in der Öffentlichkeit steht; eines Mannes, der sich zu seinen zahllosen Affären mit Angehörigen beider Geschlechter bekannt und sich dabei genauso jedes moralische Urteil verbeten hat, wie bei seiner Sauferei und Nikotinsucht.

Für diesen Lebenswandel ist er nun bereit, die Konsequenzen zu tragen. Ein tapferer Trotz, der denjenigen nicht viel Mut machen kann, die auf ein Zu-Kreuze-Kriechen Hitchens’ warten.

Das Interview:  http://www.youtube.com/watch?v=Hw6-xKvXk94