Papst beleidigt säkulare Humanisten

Als erstes fällt bei diesem Dokument auf, dass die Begriffe Liebe und Wahrheit besonders häufig vorkommen. In dem er diese beiden Begriffe immer wieder durcheinanderbringt und neu interpretiert zeigt er uns dabei aber nur, wie wenig er von beiden Dingen versteht. In dieser Beziehung unterscheidet er sich auch nicht von anderen Sektenführern und Gurus. Floskeln wie "Nur in der Wahrheit erstrahlt die Liebe und kann glaubwürdig gelebt werden" oder "Da die Liebe voll Wahrheit ist, kann sie vom Menschen in ihrem Reichtum an Werten begriffen, zustimmend angenommen und vermittelt werden" belegen deutlich, dass er die Begriffe Liebe und Wahrheit zu einem undefinierbaren pseudophilosophischen Interpretationsbrei verschmelzt.Dieses Dokument zeigt eigentlich nur, wie sinnleer die katholische Weltanschauung ist. Es ist ein Zeugnis davon, wie wenig man mit vielen schönen Worten sagen kann. Vermischt wird das Ganze mit einer unterschwelligen Ablehnung der Moderne.Die immer wieder angepriesene katholische oder christliche Soziallehre hat, do wo sie angewendet wird, durchwegs versagt. Die Praxis hat immer wieder gezeigt, dass gerade der Mangel von Entwicklung in katholisch geprägten Ländern der 3. Welt nur überwunden werden kann, wenn man sich von Roms Doktrinen löst.Richtiggehend anmassend wird das Dokument dort, wo es sich mit dem Humanismus auseinandersetzt. Mit Sprüchen wie "Nur jener Humanismus also ist der wahre, der sich zum Absoluten hin öffnet, …" versucht er den Humanismus zwingend auf ein transzendentes Fundament zu stellen um ihn dann mit seiner christlichen Ideologie zu vereinnahmen. Geradezu lächerlich ist dabei sein Versuch den Humanismus zu christianisieren: "Paul VI. hat uns in Populorum progressio daran erinnert, dass der Mensch nicht in der Lage ist, seinen Fortschritt allein zu betreiben, weil er nicht von sich aus einen echten Humanismus begründen kann. Nur wenn wir daran denken, dass wir als einzelne und als Gemeinschaft dazu berufen sind, als seine Kinder zur Familie Gottes zu gehören, werden wir auch dazu fähig sein, ein neues Denken hervorzubringen und neue Kräfte im Dienst eines echten ganzheitlichen Humanismus zu entfalten. Die große Kraft im Dienst der Entwicklung ist daher ein christlicher Humanismus,…". Was soll dieses Gerede von einem ganzheitlichen Humanismus. Als ob wir von einem absoluten Herrscher nach Gottes Gnaden eine brauchbare Definition von Humanismus erhalten könnten. Die Selbstüberschätzung und Selbstverkennung sind typisch für Ratzinger. Sie entlarven ihn als armen Ideologen und Möchtegern-Intellektuellen.Das Absurde und Beleidigende gipfelt aber dann im Satz "Der Humanismus, der Gott ausschließt, ist ein unmenschlicher Humanismus." Hier hat Ratzinger eine Linie in einer Weise überschritten, welche nicht mehr tolerierbar ist. Solche Aussagen von einem Führer einer Organisation zu hören, welche unschuldige Menschen während Jahrhunderte gefoltert hatte und ermorden liess, ist wohl der Gipfel der Unverschämtheit. Anstatt sich in Demut und Reue zu üben, spielt sich hier der Pontifex Maximus als Erfinder eines angeblich menschlichen Humanismus auf, was sprachlich gesehen nur ein Pleonasmus ist.Richtig amüsant wird es wieder mit Aussagen wie "…weise Menschen mit tiefen Gedanken, die nach einem neuen Humanismus Ausschau halten, der den Menschen von heute sich selbst finden lässt". Ob er damit wohl Michael Schmidt-Salomon mit seinem evolutionären Humanismus meint?Ganz unglaubwürdig wird Ratzinger wieder, wenn er an verschiedenen Stellen das Übernatürliche anspricht. Darin entlarvt sich sein magisches und weltfernes Denken.Das Fazit der ganzen Übung ist "In Rom nichts neues" und eine besondere Leuchte ist dieser Ratzinger ganz gewiss nicht. Die Welt kann sehr gut auf die Anmassungen und Floskeln eines Ratzingers verzichten.Stefan Mauerhofer Ein weiterer Kommentar von Grazia Annen

Beten in der Krise

Pünktlich zum G8-Gipfel meldet sich der Papst zu Wort und bietet uns seine Analyse der Wirtschaftskrise dar. Sein Lösungsrezept lautet lapidar: Liebe und Wahrheit.  In seiner eben publizierten Enzyklika fordert er eine globale Aufsichtsbehörde, die nach den Grundsätzen seiner Heilslehre funktionieren soll. Da es doch unterschiedliche Vorstellungen von Wohlfahrt gibt, beginnen hier schon die ersten Interpretationsprobleme. Mehr...
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