Österreich: Ethikunterricht als "Massregelung für Abtrünnige"?

der Standard In Österreich wird über "Werteerziehung durch Religions- und Ethikunterricht in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft" debattiert. Es geht um die Zukunft des Unterrichtsfachs Ethik, das schon seit 14 Jahren und an mittlerweile 200 Schulen als Schulversuch läuft. "Was darf unser weltanschaulich neutraler Staat an Werthaltungen überhaupt vorgeben?", stellte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) in der Eröffnungsrede gleich eine zentrale Frage in den Raum. Mit ihrem Nachredner, dem Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP), war man dann schon mitten in der teilweise hitzig geführten Debatte. Denn der Tiroler Ex-Rektor plädierte für Ethikunterricht als sinnvolle Ergänzung zum Religionsunterricht. So könnten beide Fächer existieren und Werte vermitteln.

Kulturkämpfende FPÖ-Politiker kamen da ebenso zu Wort wie glühende Moslems; der religionskritische Philosoph Konrad Paul Liessmann genauso wie die Zeugen Jehovas. Natürlich auch Schuldirektoren und Pädagogen, die aus der Praxis erzählten. Und Professor Oberhummer, der einzige dezidierte Atheist im Plenum.

"Wir benötigen keine Zwangsmissionierungen unter dem Deckmantel der Werteerziehung", stellte der pensionierte Physiker klar. Die offenbar geplante österreichweite Einrichtung eines verpflichtenden Ethikunterrichts mache ihm Sorgen. "Ein kritischer Blick auf Leute, die das propagieren, lässt eine überwiegend religiös geprägte Interpretation erahnen", beklagte er. Seine atheistischen Mitstreiter schickten zur selben Zeit eine Presseaussendung: Die Zahl jener, die religiöse Unterweisungen ablehnen, werde immer größer, "doch Kirchen und ÖVP ist diese Entwicklung seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge". Ethikunterricht als Religionsunterricht durch die Hintertür, als "Maßregelung für Abtrünnige", fragt der Professor, der überhaupt nur über Einladung der Grünen-Fraktion im Parlament sprechen durfte. "Warum ich keine Einladung bekam, engeht meinem demokratischen Hausverstand", schmetterte der 69-Jährige dann noch den Parlamentariern entgegen.

http://derstandard.at/1304428531512/Ethikunterricht-Ketzer-und-Glaeubige-auf-der-Suche-nach-Werten

Bericht auf der Webseite von "Religion ist Privatsache": http://www.religion-ist-privatsache.at/news/news-detail/archive/parl-enquete-ad-ethikunterricht-die-einfuehrung-rueckt-naeher/