Stadt Bern: Über Ostern Reden wird Pflichtstoff an der Volksschule

Der Berner Stadtrat hat diese Indoktrinations-Motion leider knapp überwiesen. Es ist allerdings anzunehmen, dass dies keine direkte Wirkung haben wird, da der Lehrplan kantonale Angelegenheit ist.

Quelle: Bund 29.5.2009

Stellungnahme der FVS zur dringlichen Motion GFL/EVP im Stadtrat Bern (eingereicht am 5.3.2009)

Werte sind im Menschen verankert - nicht in der Religion

Werte mögen historisch mit religiösen Vorstellungen verknüpft sein, setzen aber keine religiösen Überzeugungen voraus. Anthropologie und Soziobiologie liefern interessante Erkenntnisse über die Entstehung von sozialen Regeln in menschlichen Gesellschaften. 
Die Menschenrechte, die Grundlage der Werte unserer Verfassung, wurden sogar gegen den Widerstand der organisierten Religion erklärt. Wertefragen im Rahmen eines Religionsfachs oder Religionsthemas für alle zu behandeln, ist deshalb irreführend und für Religionsfreie diskriminierend.
Bildung umfasst „teaching about religion“ im passenden Kontext

Religion ist ein kritikbedürftiger Teil der Kultur. Grundwissen über religionsphänomenologische Tatsachen, „teaching about religion“, können im Geschichts- und Geographieunterricht und in den Sprachfächer vermittelt werden.

Säkulare Werte von Verfassung und Gesetz sind die Basis der Integration Die von den Motionärinnen angestrebte Verbindung von „Wertebildung und religiöse Bildung“ und die Verknüpfung mit der Integrationsfrage ist sachlich falsch. 
Sozialverträgliches Verhalten kann und muss die Schule in jedem Fach fördern, und der Respekt vor dem Anderen ist ein Grundanliegen jeder Art von Bildung.
Toleranz als humanistisches Erziehungsziel bedeutet jedoch nicht Achtung jeglicher Meinung oder religiösen Lehre, sondern Achtung des Mitmenschen und seines Rechts auf eigene Meinung. Es ist nicht Staatsaufgabe, den Lehren der christlichen Landeskirchen an den Volksschulen einen besonderen Platz einzuräumen.

Gesetzliche Feiertage haben ihre christliche Bedeutung längst eingebüsst Die von den Motionärinnen verlangte Informationspflicht vor jedem gesetzlichen Feiertag erinnert an totalitäre Indoktrination und betrifft Bedeutungsinhalte, die von den meisten Menschen heute nicht mehr geteilt werden. 
Die Assoziation von Ostern mit Eiern und Osterhasen ist im Übrigen kulturgeschichtlich älter als die christliche Verknüpfung mit ihrer Erlösungslehre und hat letztere in der gesellschaftlichen Praxis offensichtlich überdauert. 
In diesem Sinne fordern wir die Berner StadträtInnen auf, die Motion abzulehnen.

Bern, 23. März 2009

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