René Pahud de Mortanges, Rechtsprofessor an der Uni Fribourg, leitet Wasser auf die Gebetsmühlen der "Landeskirchen":

"Laut Studie bleiben die «Distanzierten» Mitglied, weil sie den Nutzen der Kirchen für die Gesamtgesellschaft erkennen und unterstützen wollen. Das kirchliche Engagement für sozial Benachteiligte etwa wird von ihnen sehr geschätzt. Was für mich als Religionsrechtler besonders interessant ist: Diese Betonung des gesamtgesellschaftlichen Nutzens der Kirchen deckt sich mit den neueren Legitimationsstrategien für die staatliche Unterstützung der Kirchen. In den Kantonen Zürich oder Waadt werden staatliche Subventionen heute unter anderem mit den sozialen Dienstleistungen der Kirchen begründet. Der Staat entschädigt sie für ihre Arbeit etwa im Bereich Ehe, Familie, Frauen- und Männerarbeit, Anstalts- oder Flüchtlingsseelsorge, weil er diese Tätigkeiten wichtig findet."

http://www.ref.ch/index.php?id=21#c3023

Der "Gesamtgesellschaftliche Nutzen" der Kirche ist eine Behauptung, die auch durch das NFP 58 nicht belegt worden ist. Tatsächlich kann offenbar festgestellt werden, dass eine grosse Zahl von Mitgliedern der "Landeskirche" und sogar auch der Konfessionsfreien die Kirchen als nützlich für die "Anderen" bewerten. Subjektiv besteht dieser Nutzen, objektiv ist er nicht belegt. Nach Jahren der medial unterstützten Verbreitung des Mythos der "Gemeinsinnförderung" der "Landeskirchen" muss angenommen werden, dass hier vor allem die Wirkung des Mythos gemessen werden konnte. Wo Menschen die Kirchensteuer ohne aktiven Austritt nicht bezahlen müssen (Kt. NE), da nimmt die Bereitschaft zur Finanzierung dieser Institutionen hingegen deutlich ab. Dass der "Gesamtgesellschaftliche Nutzen" auch zur Legitimation der staatlichen Kirchenfinanzierung herangezogen wird, gefällt dem Juristen: er sitzt auf einem staatlich finanzierten Lehrstuhl am Institut für Religionsrecht und wirkt aktiv an der Legitimierungsstrategie mit - ohne "Landeskirche" würde nämlich auch dieses Institut obsolet. Reta Caspar